Gute Ideen verdienen eine Starthilfe. Eine von ihnen ist die Ehrenamts­börse der Mitmach-Initiative in Oberndorf.

Menschen zusammenbringen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten – das ist nicht nur eines der Ziele der Otto und Marion Biesenberger-Stiftung, sondern auch der Mitmach-Initiative in Oberndorf (MIO). Diese ist im Juli 2020 aus einem Bürger­beteiligungs­projekt hervorgegangen und will in der Stadt etwas etablieren, von dem Oberndorfer jeder Generation profitieren werden.

Die Idee 
Unter dem Motto „EinTopf und viele Ideen“ fanden insgesamt acht moderierte Nachbarschaftsgespräche statt, bei denen miteinander diskutiert und gekocht wurde. Menschen aller sozialen Schichten und Altersgruppen kamen zusammen und äußerten vor allem einen Wunsch: ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen, mit dem man einander helfen und sich besser kennenlernen kann.
„Besonders Senioren fällt es schwer, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen“, weiß MIO-Geschäftsführerin Kathrin Armbruster, die gleichzeitig Seniorenbeauftragte bei der Stadt Oberndorf ist. Zudem habe sich die Gesellschaft verändert. Viele pflegten nicht mehr so den Kontakt zu Nachbarn wie früher und scheuten sich deshalb eher, jemanden um Hilfe zu bitten.

So funktioniert‘s 
Hier greift die geplante Tauschbörse für ehrenamtliches Engagement. Ein solches Modell wird bereits erfolgreich in Bondorf betrieben. Auf der Plattform sollen Bürger jeden Alters ihre „Talente“ präsentieren können, so dass insbesondere Senioren aus einem Pool von Angeboten die Hilfe wählen können, die sie benötigen, beispielsweise die Begleitung bei einem Arztbesuch oder einen Einkauf.
Wer eine solche Leistung bietet, erhält dafür im Gegenzug ein „Talente“-Guthaben, das er in etwas investieren kann, dass er wiederum brauchen kann – jedoch nicht notwendigerweise von demjenigen nehmen muss, dem er geholfen hat. Alternativ können „Talente“ auch gespendet werden, also Gefallen getan werden, ohne eine Gegenleistung dafür zu bekommen. Auf diese Weise sollen auch Menschen von der Plattform profitieren, die aufgrund körperlicher oder geistiger Einschränkungen nicht in der Lage dazu sind, etwas zurückgeben zu können. Mitte April ging die Tauschbörse online und über die LocalGenie-Homepage und die MIO-Homepage erreichbar sein.

Persönlicher Kontakt bleibt 
Begleitet werden soll die Tauschbörse von monatlichen Treffen im „öffentlichen Wohnzimmer“ des Mehrgenerationenhauses Linde 13 in Oberndorf, bei denen auch persönlich „Talente“ getauscht und darüber Kontakte geknüpft werden können. „Ein langfristiges Ziel ist, dass man jemanden trifft, der sich für dieselben Dinge interessiert und sich austauschen kann“, sagt Kathrin Armbruster. Den Senioren wolle man vermitteln, dass sie sehr wohl etwas anzubieten hätten, vielleicht ein altes Familienrezept oder eine spannende Geschichte aus ihrem Leben. „Jeder Mensch und jedes Talent ist ein Gewinn für die Gemeinschaft.“

Die Förderung 
Aktuell hat die MIO 17 Mitglieder. Weitere sollen über Werbung, etwa auf dem Wochenmarkt, gefunden werden. Derzeit finanziert sich die Initiative über die Mitgliedsbeiträge. Langfristig sollen Sponsoren akquiriert und Aktionen gestartet werden, damit sich das Projekt finanziell auf festen Säulen steht. Eine wichtige Anschubfinanzierung in Höhe von 10 000 Euro hat nun die Otto und Marion Biesenberger-Stiftung im Rahmen ihrer Kampagne „Ideen.Fördern.Gestalten“ zur Verfügung gestellt. Die Summe wird in die Homepage, Werbemittel und Schulungen für Ehrenamtliche investiert.

MIO gemeinsames Kochen